Korrespondenzstil: Lassen Sie die Finger von …


 

… „baldmöglichst“


„Baldmöglichst“ hieß einst „möglichst bald“. Der Herr Kommerzienrat schrieb sogar „in tunlichster Bälde“. Dann kam die Telegrafie. Die Kosten wurden nach Wortzahl berechnet, je Wort eine Gebühreneinheit. „Möglichst bald“ verschmolz deshalb zu dem Unwort „baldmöglichst“. Eigentlich sollte es „baldestmöglich“ heißen, doch das klingt auch nicht schöner. Wir sprechen nicht so, also warum benutzen wir das Wort in einem Brief?

So nicht:

Wir dürfen Sie bitten, uns baldmöglichst zu besuchen, um eine Klärung des Sachverhalts herbeizuführen.

 

Besser so:

Bitte besuchen Sie uns so bald wie möglich (möglichst bald). Dann können wir die Sache gemeinsam klären.

 

… „Unterzeichner“

Viele Briefeschreiber, häufig sind es Vorgesetzte, tun sich mit zeitgemäßen Formulierungen recht schwer. Als besonders schwierig stellt sich oft dieses Problem dar: Wie sagt man dem Empfänger des Briefs, dass man selbst, also als Schreiberin beziehungsweise Verfasserin des Briefs, gern bei Auskünften behilflich ist?

Deutschlands Chefs haben sich da etwas ganz Besonderes einfallen lassen und scheinen damit seit Jahrzehnten sehr glücklich zu sein, da sie diese Variante nach wie vor gern verwenden. Sie verweisen auf den „Unterzeichner“, den „Unterzeichnenden“ oder gar den „Unterzeichneten“.


Beachten Sie:
Der „Unterzeichnete“ ist grammatikalisch nicht korrekt. Denn genau genommen würde dies denjenigen bezeichnen, auf dem unterzeichnet wurde. Und das kann wohl kaum gemeint sein. Oder greift Ihr Chef lieber zu der Formulierung „der Unterzeichner“?

 

So nicht:

Der Unterzeichner wird sich in den nächsten Tagen mit Ihnen in Verbindung setzen.

Grammatikalisch zwar korrekt, aber stilistisch nicht viel besser: Wenn Ihr Chef den Brief unterschreibt und im letzten Satz auf den Unterzeichner verweist, dann spricht er von sich in der dritten Person. Und das ist seit den Zeiten König Ludwigs IX. nicht mehr in. In einem durchschnittlich modernen Unternehmen sollte niemand mehr von sich in der dritten Person reden. Formulieren Sie also um, damit der Brief gefälliger und weniger distanziert klingt:

So ist es besser und zeitgemäß:

Ich werde Sie in den nächsten Tagen anrufen.

So ist doch völlig klar, von wem die Rede ist. „Der Unterzeichner“ wird somit überflüssig.



… „im Hause“

Das haben Sie bestimmt schon selbst gesehen oder selbst geschrieben:

Herrn Claus Meier
- im Hause -


Office Korrespondenz aktuell
empfiehlt:
Verzichten Sie auf die Formulierung „im Hause“. Wenn schon, wäre „im Unternehmen“ die bessere Alternative. Schreiben Sie doch einfach nur „Herrn Claus Meier“, dann weiß Ihre Poststelle schon, dass es sich um einen Mitarbeiter handelt.



... „Hochachtungsvoll“

Kündigungen, Abmahnungen und ähnlich unangenehme Briefe gibt es hin und wieder zu schreiben. Die Verfasser greifen dann gern zur Grußformel „Hochachtungsvoll“. Vor allem Rechtsanwälte scheinen diese Grußformel zu lieben. Lassen Sie lieber die Finger davon: „Hochachtungsvoll“ klingt (gewollt) negativ, und damit wirken Sie beziehungsweise Ihr Chef nicht besonders souverän, sondern verärgert. Außerdem möchten Sie doch mit Ihrem Schreiben etwas bewirken. Glauben Sie, Sie erreichen mehr, wenn Sie unfreundlich werden?
Eher nicht – wahrscheinlich werden Sie mit diesem negativen Unterton nur eine noch negativere Reaktion und Trotz hervorrufen. Und wer nach der zweiten Mahnung noch nicht gezahlt hat, zahlt mit dem Gruß „Hochachtungsvoll“ nicht schneller. Greifen Sie statt „Hochachtungsvoll“ auf das bewährte „Mit freundlichen Grüßen“ zurück. Oder Sie verzichten komplett auf die Grüße, falls Ihnen das widerstrebt!

 

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