Wie würden Sie handeln? - Wenn eine Führungskraft schlechtes Benehmen an den Tag legt


Wie würden Sie handeln?

Helen ist etwas nervös. Gleich treffen wichtige internationale Geschäftspartner ein, und ihr Chef, der Geschäftsführer des Unternehmens, steckt in einem Stau auf dem Weg vom Flughafen zum Unternehmen. Über Handy hat er den neuen Marketingleiter, Martin Schneider, gebeten, die Begrüßung mit Helen gemeinsam zu übernehmen und die Zeit zu überbrücken, bis er im Haus ist. Helen sieht den Beistand von Martin Schneider mit gemischten Gefühlen. Bisher hat er – was gute Umgangsformen anbelangt – in ihren Augen noch bei keiner Gelegenheit eine gute Figur gemacht. Sie hofft inständig, dass das heute anders sein möge. Denn wenn das Meeting und die Präsentation des brandneuen Produkts gut gelingen, kann daraus für das Unternehmen ein nicht unerhebliches Auftragsvolumen erwachsen.

Aber wie Helen befürchtet hat: Martin Schneider macht so ziemlich alles falsch, was man in Sachen Stil und Etikette falsch machen kann. Er geht den Gästen nicht entgegen, als sie die Eingangshalle betreten. Er stellt sich kurz angebunden mit seinem Nachnamen vor. Das war’s. Er rennt wortlos voraus in den Konferenzraum und schenkt sich – der Gipfel schlechten Benehmens – als Erster einen Kaffee ein, ohne den Gästen vorher etwas anzubieten.

Helen versucht zu retten, was zu retten ist, stellt den Gästen Martin Schneider und sich selbst mit ihren Funktionsbezeichnungen im Unternehmen vor, entschuldigt die Verspätung ihres Chefs und begleitet die Gäste zum Konferenzraum. Sie erkundigt sich unterwegs, wie die Reise gewesen ist, bietet den Gästen einen Platz an und fragt höflich, welche Erfrischungen sie anbieten darf. Später klagt sie ihrer Kollegin Anna ihr Leid: „Dieser Martin Schneider hat sich benommen wie ein Stoffel. So etwas habe ich noch nie erlebt. Sein Benehmen ist einfach geschäftsschädigend. Was würdest du an meiner Stelle unternehmen? Ich muss ja noch öfter mit ihm zusammenarbeiten!“ Aber Anna schüttelt nur ratlos den Kopf: „Keine Ahnung. Das ist wirklich ein heißes Eisen.“ Wie würden Sie anstelle von Helen handeln?

 

Das würde Katja S. tun:

„Ich würde mir die Finger nicht verbrennen und einfach abwarten, bis mein Chef selbst sieht, welches Benehmen der neue Marketingleiter an den Tag legt.

Begründung: Es geht mich nichts an, wenn Führungskräfte sich schlecht benehmen, und es liegt nicht in meiner Kompetenz, sie zu kritisieren.“

 

So würde Barbara L. handeln:

„Ich fühle mich mit für das Unternehmensgeschehen verantwortlich und könnte in so einer Situation nicht tatenlos zusehen. Deshalb würde ich in einer ruhigen Minute mit Martin Schneider reden und versuchen, ihm die wichtigsten Benimm- Regeln diplomatisch nahe zu bringen.

Begründung: Der direkte Weg ist immer der beste. Vielleicht ist Martin Schneider mir sogar dankbar, dass ich ihn auf dieses Defizit aufmerksam gemacht habe, bevor es mein Chef tut.“

 

Diesen Vorschlag hat Miriam P.:

„Ich würde die Situation meinem Chef schildern und ihn darauf hinweisen, dass Martin Schneider ein Etikette-Seminar sehr gut tun würde.

Begründung: Wenn mein Chef mit ihm spricht, nimmt er als Führungskraft die Kritik sicher besser an als von mir.“

 

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