Wie würden Sie entscheiden? - Wenn Ihr Chef eine Kollegin ungerecht behandelt


Tatjana greift zum Telefonhörer, um sich mit ihrer Kollegin Lisa zum Mittagessen zu verabreden: „Gehst du gleich mit mir zum Italiener? Die Sonne scheint so schön. Da ist es bestimmt gemütlich im Wintergarten! Außerdem muss ich etwas mit dir besprechen.“ – „Ja, gerne!“ antwortet Rita am Ende der Leitung. „Bis gleich!“Kaum haben beide es sich an einem sonnigen Tisch gemütlich gemacht, schießt Tatjana auch gleich los: „Kannst du dich an die misslungene Präsentation meines Chefs beim Vorstand im letzten Jahr erinnern?“ – „Na, klar, der Flop ging doch durchs ganze Haus!“, grinst Rita. „Also, ich habe es dir bisher noch
nicht erzählt“, raunt Tatjana. „Aber schuld daran war meine Kollegin Bärbel. Sie hat versehentlich die falschen Charts mit den Zahlen vom Vorjahr in die Präsentation eingearbeitet. Mein Chef war in Eile und hat die Zahlen nicht mehr
überprüft. Mitten in der Präsentation musste mein Chef zugeben, dass er völlig veraltete Zahlen vorträgt, und die Sitzung abbrechen. Du kannst dir vorstellen wie peinlich ihm das war. Ich weiß es nur aus den Erzählungen von Bärbel. Aber in Anbetracht seiner sonst unterkühlten Art muss es ein Tobsuchtsanfall gewesen sein, den Bärbel anschließend über sich ergehen lassen musste. Das Ganze ist ja schon ein Jahr her. Aber er trägt ihr diesen Fehler immer noch nach. Sie bekommt von ihm nur Routinearbeiten, und mir gibt er die interessanten Aufgaben. Ich sehe, dass Bärbel unter diesen Umständen immer unglücklicher wird. Wenn sich das nicht ändert, wird sie sicher kündigen. Und das fände ich sehr schade. Sie ist eine hervorragende Sekretärin. Und Sie kann viel mehr als mein Chef ihr zutraut. Was meinst du? Soll ich das Thema bei meinem Chef anschneiden?“ – „Hm, schwierige Sache“ murmelt Rita nachdenklich. – Wie würden Sie an Stelle von Tatjana handeln?


So würde Gaby K. reagieren:

„Ich würde mich in den Konflikt zwischen meiner Kollegin und meinem Chef nicht einmischen. Das ist etwas, das nur sie beide angeht.Begründung: Ich begebe mich nur in Teufelsküche, wenn ich eingreife. Womöglich ist meine Kollegin verärgert, weil ich mich in ihre Angelegenheiten einmische und mein Chef, weil ich in seine Führungsaufgaben eingreife.“

Das würde Sylvia D. tun:

„Ich würde mir einen Termin bei meinem Chef geben lassen und meine Beobachtungen ganz offen darlegen. Ich würde ihm sagen, wie ich die Qualifikation meiner Kollegin einschätze, dass ich befürchte, sie könnte kündigen. Begründung: Vielleicht ist meinem Chef sein Verhalten nicht ganz bewusst. Wenn er sich noch einmal über die Thematik Gedanken machen muss, sieht er vielleicht ein, dass man alte Fehler nicht ewig nachtragen darf und jedem eine neue Chance geben muss.“

So würde Gitta A. handeln:

„Ich würde das Ganze allein mit meiner Kollegin Bärbel regeln. Ich würde Sie in die anspruchsvollen Aufgaben, die ich bekomme, mit einbeziehen und Ihr im Gegenzug einige Routinearbeiten abnehmen. Begründung: So wächst Bärbel in
die komplexeren Aufgabenstellungen hinein, und meinem Chef würde diese Wandlung langsam auffallen. Irgendwann wird er dann auch ihre gute Qualifikation anerkennen.“

 

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