Wie würden Sie entscheiden? - Wenn eine Führungskraft ihren Ärger an den Mitarbeitern auslässt


Wie würden Sie entscheiden?

„Gibt es irgendein Problem? Spreche ich Chinesisch oder kann ich mich nicht deutlich ausdrücken?“ Anna, Sekretärin der Geschäftsleitung, ist gerade im Begriff, das Büro der Abteilungsleiterin Claudia Kuhn zu betreten, hält aber kurz vor der Tür inne, als sie drinnen deren ärgerliche Stimme hört. „Es tut mir leid“, hört Anna ihre Kollegin Julia kleinlaut sagen, „ich habe verstanden, dass ich die Zahlen vom zweiten Quartal aufbereiten soll.“

„Was Sie denken und was ich sage, sind offensichtlich zwei völlig verschiedene Dinge. Geben Sie schon her, ich muss wohl alles selbst machen!“, hört Anna Claudia Kuhn unbeherrscht sagen. Einen Augenblick später öffnet diese die Bürotür und rauscht mit den Unterlagen in der Hand an Anna vorbei, ohne sie überhaupt wahrzunehmen.

Anna bleibt verdutzt stehen und sieht, wie Julia niedergeschlagen auf einen Stuhl sinkt. „Alles in Ordnung?“, fragt Anna ihre Kollegin behutsam und betritt das Büro. „Ja, danke!“ Julia lächelt schief und versucht schnell ihre Fassung wieder zu gewinnen. „Frau Kuhn wird immer etwas schwierig, wenn es auf die Jahresgespräche zugeht. Das war auch schon im vergangenen Jahr so. Na ja, wenn es um das Erreichen der Zielvorgaben geht, steht wohl jede Führungskraft ziemlich unter Druck.“

„Ich habe schon einmal von jemandem gehört, dass Frau Kuhn sehr aufbrausend sein kann. Kommt das häufiger vor?“, fragt Anna stirnrunzelnd. „Ja, jetzt vor den Jahresgesprächen schon“, antwortet Julia mit einem Seufzer. „Frau Kuhn ist sonst eine wirklich gute Abteilungsleiterin. Aber den Wettbewerbsdruck zum Jahresende hin steckt sie einfach schlecht weg, und dann müssen wir Mitarbeiter dran glauben. Damit müssen wir halt leben. Nach den Jahresgesprächen wird es dann wieder besser.“ Anna schüttelt nur den Kopf und überlegt im Stillen, ob sie etwas unternehmen soll. Wie würden Sie in diesem Fall als Sekretärin der Geschäftsleitung handeln?


So würde Hanna A. handeln:

„Ich würde zu meinem Chef gehen und ihm meine Beobachtung mitteilen.

Begründung: Es kann nicht sein, dass eine Führungskraft so mit ihren Mitarbeitern umgeht. Stress hin oder her. An diesem Verhalten muss Frau Kuhn arbeiten. Sonst disqualifiziert sie sich selbst als Führungskraft.“

 

Das meint Theresa B. dazu:

„Ich würde zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal in Ruhe mit Julia sprechen und ihr raten, gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern der Abteilung ein Meeting mit ihrer Chefin in die Wege zu leiten, um Claudia Kuhn sachlich darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Führungsverhalten für alle kontraproduktiv und demotivierend ist.

Begründung: Wenn ich den Vorfall gleich zu meinem Chef trage, wird vielleicht zu viel Wind um die Sache gemacht. Außerdem heißt es dann, dass ich jede Kleinigkeit im Unternehmen sofort an meinen Chef weitergebe. Damit verspiele ich mir das Vertrauen aller Mitarbeiter. Im Grunde genommen scheinen die Mitarbeiter der Abteilung ja ganz zufrieden mit ihrer Abteilungsleiterin zu sein. Außerdem müssen sie versuchen, ihre Konflikte auch erst einmal selbst zu lösen.“

 

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