Wenn Chefs mobben, heißt das „Bossing“


Wenn bisher von Schikanen am Arbeitsplatz gesprochen wurde, dann handelte es sich meistens um Repressionen durch Kollegen. In letzter Zeit hört man zunehmend von gemeinen Attacken durch Chefs – dem „Bossing“. 

Bossing meint nicht, dass Ihr Chef mal einen schlechten Tag hat und unfreundlich reagiert. Bossing ist ein systematisches Fertigmachen, Schikanieren und Provozieren von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Die Gründe dafür können vielfältig sein:

Ihr Chef selbst hat ein Persönlichkeitsproblem, schlechte Führungsqualitäten, Angst vor dem Verlust seiner Autorität, möchte seine Machtposition behalten oder hat Angst vor der Konkurrenz.

Ziel des Bossings ist, den Mitarbeiter so zu unterdrücken, klein zu bekommen, dass er sich nicht mehr gegen die Feinseligkeiten wehren kann. Im schlimmsten Falle geht es darum, den Mitarbeiter loszuwerden. Besonders gefährdet sind dabei nicht die Mitarbeiter, die es dem Chef Recht machen, sondern die starken Persönlichkeiten – die machen dem Chef Angst.

Vielleicht findet der bossende Chef seinen Mitarbeiter einfach unsympathisch. Wahrscheinlich hat er etwas, was der Chef nicht hat. In fast allen Fällen beginnen die Attacken gegen den Mitarbeiter plötzlich und ohne Vorwarnung.

In diesen Verhaltensweisen äußert sich das Bossing:

Ihr Chef

  • lässt Ihnen keine Gelegenheit mehr, Ihre Meinung zu äußern,
  • fällt Ihnen permanent ins Wort,
  • würgt Ihre Beiträge ab,
  • schreit Sie an,
  • meckert an Ihren Arbeitsergebnissen herum, egal wie gut Sie eine Arbeit erledigen,
  • gibt Ihnen Arbeit, die Sie in der Menge nicht bewältigen können,
  • gibt Ihnen jeden Tag eine andere Aufgabe, ohne dass die alte erledigt ist,
  • beleidigt Sie vor Dritten,
  • enthält Ihnen Informationen vor,
  • verstummt, wenn Sie den Raum betreten,
  • redet in Ihrem Beisein schlecht über Sie,
  • verbreitet üble Gerüchte über Sie (Drogen, Alkohol...),
  • macht Ihre Art, sich zu bewegen, nach,
  • verwendet Ihr Vokabular auf ironische Weise,
  • macht sich über Ihr Äußeres lustig,
  • macht sich über Dinge aus Ihrem Privatleben lustig,
  • beleidigt Sie,
  • droht Ihnen,
  • ignoriert Sie,
  • versetzt Sie an einen Arbeitsplatz, für den Sie deutlich überqualifiziert sind,
  • sorgt dafür, dass auch Ihre Kollegen Sie meiden,
  • nimmt Ihnen Ihren Arbeitsbereich weg. Sie haben nichts zu tun.
  • sabotiert Ihren Arbeitsplatz,
  • schnüffelt in Ihren privaten Dingen

Quelle: Fragebogen von Heinz Leymann, erweiterte Fassung

Wenn Sie feststellen, dass eine oder mehrere dieser Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum immer wieder auf Ihre Jobsituation zutreffen, dann liegt ein Fall von Bossing vor.

Das können Sie tun:

Vertreten Sie Ihren Standpunkt

Vertreten Sie Ihren Standpunkt, und geben Sie nicht klein bei. Ziehen Sie sich nicht zurück, sondern äußern Sie deutlich, dass Sie die Bossing-Strategie durchschaut haben.

Bleiben Sie ab sofort nicht mehr sprachlos, wenn jemand Sie provoziert oder verbal angreift. Sichern Sie sich jetzt den Praxis-Ratgeber "Schlagfertigkeitstraining" und lernen Sie, wie Sie stets auf alle möglichen Unverschämtheiten selbstbewusst reagieren und schlagfertig kontern.

Vorfälle dokumentieren

Legen Sie sich ein Bossing-Buch an, in dem Sie Datum, Uhrzeit, Anlass, den genauen Wortlaut, Zeugen usw. dokumentieren. Im Fall des Falles können Sie anhand dieses Buchs nachweisen, dass Ihre Behauptungen nicht aus der Luft gegriffen sind. Auch Äußerungen von Chefs wie „Das habe ich so nicht gesagt“ werden sofort entkräftet.

Zeugenaussagen sichern

Suchen Sie sich Zeugen, die Ihre Bossing-Vorfälle auch dann bestätigen, wenn es zu einem gerichtlichen Verfahren kommen sollte.

Chef ansprechen

Sprechen Sie Ihren Chef auf diese Attacken hin an. Reden Sie ruhig, und beschuldigen Sie ihn nicht. Fragen Sie, warum er so mit Ihnen umgeht. Wenn er Sie überhaupt zu Wort kommen lässt, dann wird er alles abstreiten und alle Vorfälle als Gespinste Ihrer Fantasie bezeichnen. Schalten Sie dann den Betriebsrat ein. Wenn Sie in einem kleinen Unternehmen ohne Betriebsrat arbeiten, hilft nur die Suche nach einem neuen Job.

Vorwürfe begründen

Achten Sie darauf, dass Sie keine unbegründeten Vorwürfe machen, schließlich wartet Ihr Chef nur auf die passenden Gelegenheit, Sie aus dem Job zu kicken.

Höhere Instanzen einschalten

Schalten Sie den nächst höheren Vorgesetzten ein oder den Betriebsrat. Der wird ein Gespräch mit der beschuldigten Person suchen - aber ob Sie danach besser behandelt werden?

Konsequenzen ziehen

In den meisten Fällen bleibt Ihnen als Arbeitnehmer keine andere Chance, als den Job zu wechseln. Das ist auf jeden Fall besser, als sich von Ihrem Chef so fertig machen zu lassen, dass Sie mit Schlaflosigkeit, Angstattacken und dauerhaften Gesundheitsschäden reagieren.

Ein Tipp für Ihr Unternehmen:

Viele große Firmen haben sich einen freiwilligen Verhaltenskodex für den Umgang innerhalb des Unternehmens geschaffen, damit es in ihrem Unternehmen möglichst keine Mobbing- oder Bossingfälle gibt.

So könnte ein Tagebuch aussehen, in das Sie alle Vorfälle eintragen

Datum:
Ort:
Wer war der Bosser?
Vorfall:
Vorwurf:
Wortlaut:
Erwiderung:
Zeugen:

Hier gibt es Hilfe und weitere Informationen:

Verein für Arbeitsschutz und Gesundheit durch systemische Mobbingberatung und Mediation e.V.
Darmstädter Landstraße 119
60598 Frankfurt/Main
Tel: 069 96206205
Fax: 069 96206204

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