Was tun bei einem unfairen Angriff?


Es gibt so eine ganz bestimmte Sorte von Menschen, mit denen ich bisher regelmäßig aneinander geraten bin. Ich meine die Sorte, die immer und überall Kritik übt - was ja an sich noch nicht schlimm wäre. Aber dieser Typus kritisiert nicht um einer Verbesserung willen, sondern um sein Gegenüber verbal zu attackieren. Und das dann am liebsten, wenn andere dabei sind. Bisher habe ich das peinliche Schweigen nach einem solchen Angriff immer als gegeben hingenommen. So nach dem Motto: Das geht vorbei. Das tut es zwar auch, aber ein fader Beigeschmack bleibt und ich neige - leider - auch dazu, so einen Zwischenfall den ganzen Tag mit mir herumzutragen.

Beim Lesen eines unserer Ratgeber habe ich einen interessanten Tipp eines Kommunikationstrainers gelesen. Die passende Gelegenheit, mein neues Wissen anzuwenden, ließ auch nicht lange auf sich warten. Tja, auf solche Menschen ist eben immer Verlass, denn sie lassen ungern eine Gelegenheit der Kritik aus. Die Gelegenheit ergab sich, als ich in einem Kurz-Meeting die aktuelle Bewertung unserer diesjährigen Weihnachtsfeier präsentierte. Da für dieses Meeting nicht alle Bewertungspunkte von Bedeutung waren, hatte ich nur die relevanten zusammengefasst und das Angebot gemacht, alle anderen Punkte von mir auf Rückfrage jederzeit bekommen zu können.

"Und wie bitte schön sollen wir uns dann jetzt ein Bild machen?" Da war er: der unfaire Angriff vor den anderen Teilnehmern. Ich hab erst einmal tief durchgeatmet und Blickkontakt gesucht. Der Tipp des Kommunikationstrainers lautete: "Bitten Sie Ihren Kollegen einfach, seinen Vorwurf zu wiederholen und hören Sie ihm aufmerksam zu." Auch wenn es mir schwer fiel, mich an diesen Tipp zu halten, sagte ich meinem Kollegen also, dass ich ihn nicht verstehen würde. Er war schließlich selber auf der Weihnachtsfeier gewesen. Ich bat ihn freundlich um eine erneute Wiederholung.

Das Gehörte habe ich mit meinen eigenen Worten wiederholt und ihn gefragt, ob ich ihn korrekt verstanden hatte. Im nächsten Schritt soll man dann - so der Trainer - den anderen bitten, eine Begründung für seine Aussage zu geben. Schon bei der ersten Wiederholung seines unfairen Angriffs war mein lieber Kollege sichtlich ins Schwimmen gekommen, denn nun ruhten alle Blicke auf ihm und nicht, wie von ihm beabsichtigt, auf mir. 

Diese Strategie hatte gleich mehrere Vorteile: Durch die mehrfache Wiederholung hat mein Kollege seine Aussagen zum einen selbst entschärft. Zum anderen konnte ich ausreichend Zeit gewinnen und mich vom ersten Schrecken erholen. Die Methode ist ideal, wenn Sie auf Kollegen treffen, die sich auf Ihre Kosten profilieren wollen. Und ganz nebenbei habe ich dadurch allen Anwesenden klar gemacht: Ich habe seine Strategie erkannt und weiß damit umzugehen.

Lesen Sie heute im Themenkanal Kommunikation im Sekretariat auch den folgenden Tipp: "So verknüpfen Sie Anweisungen mit motivierender Information".