Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Chef?


Wenn Ihr Chef Sie nicht versteht

Der typische Satz von Ehepartnern „Er/Sie versteht mich einfach nicht!“, gilt häufig auch für Arbeitsbeziehungen zwischen Männern und Frauen.

Beispiel 1: Ihr Chef nimmt Sie nicht als qualifizierte Assistentin ernst.

Das verletzt Sie sehr. Denn Sie wissen genau, was Sie können und fühlen sich von ihm diskriminiert. Seine Einschätzung könnte daherrühren, dass er aufgrund Ihres „typisch weiblichen“ Kommunikationsstils zu der Überzeugung gekommen ist, Sie wären innerlich unsicher. Daraus schließt er vielleicht auf mangelnde Durchsetzungsfähigkeit und Kompetenz.

In der Praxis könnte das z. B. so aussehen: In einer Gruppenbesprechung über die Einführung eines computergestützten Ablagesystems entfacht sich eine heftige Diskussion zwischen zwei computerbegeisterten Kollegen. Obwohl Sie sich sehr gut über dieses Thema informiert haben, sagen Sie nichts dazu, weil Sie sich nicht in diese lautstarke Auseinandersetzung einmischen wollen.

Für Sie ist klar: Sie wollen sich nicht mit Ihrem Wissen vor- und aufdrängen. Für Ihren Chef sieht das aber so aus, als ob Sie entweder nicht genug Wissen hätten, um mitzureden oder als ob Sie sich nicht trauten, Ihre eigene Meinung zu vertreten.

Die Lösung: Sie kennen den Kommunikationsstil Ihres Chefs so gut wie kaum eine andere Person. Also sollten Sie sich in Ihrem eigenen Interesse zumindest teilweise an diesen anpassen. Vertreten Sie Ihre Meinung und halten Sie sich nicht zurück.

Wichtig: Spielen Sie Ihre eigenen Leistungen nicht herunter. Und verzichten Sie auf selbstabwertende Bemerkungen („Ich weiß, davon verstehe ich nichts, aber könnten wir nicht ...?“) – er könnte sie für bare Münze nehmen.

Beispiel 2: Ihr Chef würdigt niemals konkret Ihre Leistungen.

Das kann daran liegen, dass Sie zu bescheiden auftreten und Ihre Leistungen nicht ins rechte Licht rücken.

Außerdem: Typisch weiblich ist die problemvermeidende Methode: Sie erkennen ein sich anbahnendes Problem und ergreifen rechtzeitig Maßnahmen, sodass es erst gar nicht auftritt. Z. B.: Der Liefertermin bei einem wichtigen Kunden konnte von Ihrem Unternehmen nicht eingehalten werden. Im Gespräch mit der Assistentin des Kunden hören Sie zwischen den Zeilen heraus, dass der Kunde verärgert ist und sich mit dem Gedanken trägt, in Zukunft einen anderen Lieferanten zu beauftragen. Sie setzen Himmel und Hölle, Ihren Charme und machen Überstunden, um die Lieferung am nächsten Tag zu garantieren und den Kunden wieder zufrieden zu stellen. Ihr Chef hat im Alltagsgeschäft die Brisanz des Problems gar nicht erkannt.

Der einzige Nachteil dieser Vorgehensweise ist der, dass der Beweis Ihrer Kompetenz, nämlich die „Abwesenheit“ von Fehlern, für Ihren Chef unsichtbar bleibt.

Die Lösung: Geben Sie ihm eine Chance, Ihre Leistungen wahrzunehmen. Sagen Sie zu ihm: „In der Sache X habe ich folgende Schwachstelle entdeckt. Das und das habe ich dagegen unternommen.“ Damit betreiben Sie keine Aufschneiderei, sondern informieren Ihren Chef über Ihre Aktivitäten.

Beispiel 3: Sie fühlen sich von Ihrem Chef als Mensch nicht wertgeschätzt.

Ihr Chef überfliegt gerade die Korrespondenz. Sie stehen neben ihm und sagen zu ihm, dass Sie morgen pünktlich gehen müssten, weil Sie eine Karte für Ihre Lieblingsoper ergattert hätten. Ihr Chef antwortet mit „hmm, hmm“. Am nächsten Tag räumen Sie um 17.00 Uhr Ihren Schreibtisch auf und summen in Ihrer Vorfreude die Ouvertüre. Ihr Chef platzt in Ihr Büro rein und fragt: „Was ist denn hier los? Wir müssen unbedingt noch die Charts  für meinen Vortrag fertig machen und der Bericht für die Außendienstmitarbeiter muss raus. Heute wird es später, Frau Mayer!“

Sie sagen ihm, dass Sie das Thema „Oper“ mit ihm doch gestern geklärt hätten und er antwortet, er wüsste davon nichts. Sie sind stocksauer und enttäuscht und haben das Gefühl, dass Sie für Ihren Chef der unwichtigste Mensch seien, den es gibt.

Die Erklärung: Ihr Chef weiß wirklich nichts davon, dass Sie in die Oper wollen. Er hatte gerade die Korrespondenz gelesen, als Sie ihn fragten. Ihre Botschaft hat er gar nicht aufgenommen. Und seine Reaktion hat nichts mit seiner Wertschätzung für Sie zu tun. Denn: Alle Untersuchungen kommen zu dem gleichen Schluss. Männerhirne sind darauf ausgerichtet, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren. Sie können nicht gleichzeitig lesen, zuhören und reden wie Frauen. Das Gehirn eines Mannes ist darauf programmiert, eines nach dem anderen zu erledigen und nicht mehrere Sachen gleichzeitig. In Männergehirnen gibt es weniger Nervenfasern zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte und es ist stärker in Teilbereiche gegliedert, die nicht jeweils gleichzeitig aktiviert werden können. Wenn ein Mann also z. B. liest, brauchen Sie ihn gar nicht anzusprechen. Er ist in diesem Augenblick so gut wie taub.

Die Lösung: Wenn Sie ein Anliegen haben, das Ihnen wichtig ist, warten Sie einen Zeitpunkt ab, zu dem Ihr Chef sich wirklich auf Sie konzentriert. Dann kommt Ihre Botschaft auch an. Wenn Sie ein tiefer gehendes Problem mit ihm besprechen wollen, machen Sie einen Termin mit ihm aus.

Erzählen Sie ihm, worum es sachlich geht und setzen Sie ihn nicht unter Druck. Sagen Sie nur: „Ich möchte gerne mit Ihnen über den Punkt XY reden.“ Damit hat Ihr Chef alles, was ein männliches Gehirn begehrt: eine Uhrzeit, einen Ort und ein Ziel. Zudem wird von ihm nicht erwartet, dass er gleich etwas tut.

Wenn Sie Ihren Chef nicht verstehen

Ihr Chef hat Ihnen gegenüber einen ruppigen Umgangston? Wahrscheinlich wäre er sehr erstaunt, wenn Sie ihn darauf hinweisen würden, dass Sie seine kurz angebundene Art manchmal als verletzend empfinden.

Denn für ihn ist es die einzig normale Art, Anweisungen zu geben. Die Sätze eines Mannes sind kürzer und direkter formuliert als die einer Frau.

Der Satzbeginn ist in der Regel unvermittelt, die Aussage ist klar und am Ende zieht er eine Schlussfolgerung und gibt eine Anweisung. So reden Männer untereinander.

Ihr Problem besteht vielleicht darin, dass Sie, weil Sie Indirektheit erwarten, sich durch seine direkte Sprechweise vor den Kopf gestoßen fühlen.

Beispiel 1:

Ihr Chef macht mit Ihnen nie Smalltalk, spricht nie über Dinge, die nicht direkt mit Ihrer Arbeit zusammenhängen. Anweisungen gibt er stets direkt, etwa: „Machen Sie mir dieses Schreiben bis morgen fertig.“ Oder: „Besorgen Sie mir bitte bis nächste Woche diese Adressliste.“

Für Sie sieht das so aus, als ob er Sie als Person missachtet. Wenn er mehr Wertschätzung für Sie hätte, würde er ja anders mit Ihnen sprechen. Aber: Auf diesen Gedanken würde er gar nicht kommen, da er davon ausgeht, dass Sie als seine Assistentin ja sowieso seine Wertschätzung erfahren, indem er Sie mit wichtigen Aufgaben betraut.

Die Lösung: Sie werden Ihren Chef nicht dazu bringen, seinen Kommunikationsstil zu ändern. Also bedenken Sie, dass er es gar nicht böse meint, und akzeptieren Sie seine individuelle – männliche – Ausdrucksform.

Beispiel 2:

Sie haben ein technisches Problem im Büro und ziehen Ihren Chef zurate.

Sie grübeln eine gewisse Zeit gemeinsam darüber nach, kommen aber Ihrer Meinung nach nicht schnell genug zu einer befriedigenden Lösung.

Deshalb schlagen Sie vor: „Ich rufe mal Herrn Schreier an, vielleicht kann der uns weiterhelfen.“ Ihr Chef steht unvermittelt auf und geht oder gibt Ihnen eine brüske Antwort.

Sie merken zwar, dass etwas nicht stimmt, sind sich aber keiner Schuld bewusst. Sie denken: Jetzt ist er wieder mal komisch. Typisch, völlig unberechenbar!

Die Erklärung: Über Jahrtausende war der Mann der Ernährer und Beschützer der Familie. Er musste immer stark sein, Schwächen durfte er nicht zeigen.

Die Familie musste sich auf seine Überlebensfähigkeit verlassen können. Deshalb wird ein Mann in Anwesenheit einer Frau bei einem Problem keine andere Person zurate ziehen.

Es ist, als müsste er zugeben, dass er nicht weiter weiß und das ist für ihn gleichbedeutend damit, ein Versager zu sein.

Die Lösung: Akzeptieren Sie diese männliche Eigenschaft.

Wenn Sie merken, dass Ihr Chef oder ein anderer männlicher Kollege Ihnen in einer Sache nicht weiterhelfen kann, dann versuchen Sie geschickt die Situation zu beenden, indem Sie sie z. B. vertagen: „Ich denke, wir packen das morgen nochmal an. Jetzt ist es schon spät. Vielen Dank!“

Nun können Sie das Problem anderweitig lösen, ohne ihm auf die Füße zu treten. 

 

Weitere Tipps zum Thema 'Umgang mit dem Chef' finden Sie in Assistenz & Sekretariat inside