Ist Ihr Chef ein Choleriker?


Es gibt Menschen, die bringen Sie zur Weißglut: Diese Typen reden ohne Punkt und Komma, wissen alles besser, machen Sie "zur Schnecke", finden überall ein Haar in der Suppe oder sind für nichts zu begeistern. Lesen Sie in diesem Tipp, wie Sie z. B. mit Ihrem Chef geschickt und wertschätzend umgehen auch wenn er ein Choleriker ist. Und das ohne selbst darunter zu leiden oder Ihre persönlichen Wünsche und Belange zu vernachlässigen.

Was tun mit einem Choleriker als Chef?

Banderilleros werden Sie vielleicht aus Ihrem Spanienurlaub kennen. In Stierkampfarenen haben sie die Aufgabe, kleine Fähnchen mit Widerhaken in den Nacken eines muskulösen schwarzen Ungetüms mit sehr langen Hörnern zu platzieren. Nach Erledigung müssen sie schleunigst das Feld räumen, sonst bekämen sie die ganze Wut des gereizten Tieres zu spüren. Ähnliche Szenen spielen sich manchmal auch in deutschen Büros ab: Die Banderilleros heißen dann Sekretärinnen, die Fähnchen sind Wiedervorlagen oder Beschwerdebriefe, und die Rolle des Langhorns nimmt der Chef ein.

Wie Sie selbst mit aufgebrachten Kunden oder eigenbrötlerischen Kollegen gut klar kommen, lesen Sie in Der große Knigge im Beitrag "Schwierige Chefs, Kunden und Kollegen".

Wenn bei einem Choleriker wieder Ausbruchsstimmung herrscht

Sie benötigen in solchen Fällen eine Strategie, die den Choleriker erfolgreich bremst. Gehen Sie mit der Routine eines Banderilleros an diese Aufgabe:

  • Lassen Sie einen Choleriker zu Ende brüllen. Denken Sie daran, dass er sich danebenbenimmt - und Sie nichts für sein Geschrei können!
  • Suchen Sie erst gar nicht nach Argumenten. Die würden einen Choleriker  nur noch mehr in Fahrt bringen.
  • Beziehen Sie die Angriffe nicht auf sich, denn in der Regel sind die Attacken nicht persönlich gemeint. Vielmehr sucht ein Choleriker nur ein Ventil, um seine Aggressionen loszuwerden.
  • Lassen Sie sich von einem Choleriker nicht einschüchtern. Bleiben Sie betont sachlich, ruhig und höflich.
  • Kommt es zu persönlichen Beleidigungen, verlassen Sie den Raum. Schlagen Sie rasch noch vor, zurückzukehren, wenn er sich beruhigt hat.
  • Nehmen Sie mögliche Kündigungsdrohungen eines Cholerikers während seines Ausbruchs nicht ernst. Die sind nur heiße Luft.

Achtung: Das dürfen Sie im Umgang mit einem Choleriker auf keinen Fall tun!

Der größte Irrtum, dem man beim Umgang mit einem Choleriker immer wieder unterliegt, ist das Bemühen, den Rasenden rasch zu beruhigen. Hilflose Überreaktionen stacheln Choleriker nur noch weiter an. Die fühlen sich dann in ihrem Glauben bestätigt, im Recht zu sein. Fehler, vor denen Sie sich gegenüber einem Choleriker hüten sollten, wären,

  • seine Autorität in Frage zu stellen,
  • seine Person zu kritisieren,
  • seine Arbeit zu kritisieren,
  • Angst zu zeigen,
  • zurückzublaffen.

Statt auf Aktionismus sollten Sie in Ihrer Reaktion auf Zeitgewinn setzen. Irgendwann ist auch der schlimmste Tobsuchtsanfall zu Ende. Und je weniger Echo ein Choleriker bekommt, desto schneller verpufft seine Wut.

Vier Sofort-Tipps für das Gespräch mit schwierigen Typen verrät Ihnen Der große Knigge in seinem Beitrag "Schwierige Chefs, Kunden und Kollegen" ab Seite 18.

Ihre Sofortmaßnahmen beim akuten Anfall

Das heißt jedoch nicht, dass Sie in Ehrfurcht verharren müssen, wenn es wieder mal so weit ist. Neben der Strategie - austoben lassen, gelassen bleiben - benötigen Sie eine Taktik für den kritischen Moment des Ausbruchs eines Cholerikers:

  • Schweigen Sie. Realisieren Sie, wie lächerlich oder peinlich der Wutausbruch ist. Ein Choleriker blamiert in erster Linie nicht Sie, sondern sich selbst. Beobachten Sie die Szene wie ein Zuschauer, statt sich einschüchtern zu lassen.
  • Ebbt das Geschrei ab, schlagen Sie vor: "Sie können mir gern sagen, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Aber bitte nicht in diesem Ton! Ich möchte in Ruhe mit Ihnen darüber sprechen." Sollte Ihr Chef weiter toben, anstatt sich zu entschuldigen, verlassen Sie den Raum - selbst wenn es Ihr eigenes Büro ist.
  • Sie entwaffnen Choleriker mit Gelassenheit und Souveränität. Gleichzeitig ziehen Sie - auch indem Sie den Raum verlassen - eine klare Grenze. Sie zeigen, dass Sie nicht bereit sind, alles mit sich machen zu lassen.